Lesetage, Tag 7: Craftsmanship

Es gibt ein schönes englis­ches Wort, daß wir im Deutschen nicht haben: “Crafts­man­ship”. Es bedeutet so etwas wie die Verbindung zwis­chen handw­erk­lich­er Fer­tigkeit und Kun­st­fer­tigkeit. Es gibt eine Menge Handw­erk­er unter den Autoren – stimmt der Plot, stimmt das Buch. Viele Kri­mi und Thriller­autoren arbeit­en so, das Ergeb­nis sind sehr oft dicke Bände voller Ereignisse. Die englis­che Autorin Patri­cia Dunck­er gehört nicht zu denen, die sich auf Ereignisse kaprizieren. In einem kleinen poe­t­ol­o­gis­chen Aus­flug zu Beginn ihrer Lesung im Eri­ka-Haus auf dem UKE-Gelände ver­weist sie auf ihre erzäh­lerisch­er Tra­di­tion: “Ich bin gewis­ser­massen eine Autorin des 18. Jahrhun­derts, mir ist die Erzäh­lung, die Geschichte wichtiger als die Aneinan­der­rei­hung von Ereignis­sen.”

“Der Kom­pon­ist und seine Rich­terin” ist so ein Buch in dieser Tra­di­tion. Das klingt nach Krim­i­nal­ro­man und ist doch viel mehr. Die Lit­er­atur­pro­fes­sorin Patri­cia Dunck­er beherrscht ihr Handw­erk, aber sie ist auch eine Autorin von hoher sprach­lich­er Kun­st­fer­tigkeit. Das ist gelehrt und trotz­dem vir­tu­os geschrieben, die weni­gen Tex­tauss­chnitte dieses Abends sind ein­drück­lich. Ulrike Grote las den deutschen Text, rou­tiniert, gle­ich­wohl ein wenig unsich­er in den Begrif­flichkeit­en des Werkes. Kleine Arabesken, wenn der Name der titel­geben­den Rich­terin (Car­pen­tier) an den franzö­sis­chen Barock­kom­pon­is­ten Char­p­en­tier erin­nert – immer­hin ist ihr Zielob­jekt eben­falls Kom­pon­ist – sind eben­so ele­gant gelöst wie die etwa die sprach­liche gekennze­ich­nte Dis­tanz zu uner­he­blichen Fig­uren. Das alles ist weit ent­fer­nt von herkömm­lich­er Thriller­lit­er­atur, trotz­dem ist dieses Buch span­nend. Reg­u­la Venske mod­erierte und war sichtlich gefan­gen von dieser Autorin, die zudem die weite Reise aus Nar­bonne im eige­nen Auto zurück­gelegt hat­te. Englis­che Autorenkun­st und dazu die Ein­führung in die Poet­ik ein­er Autorin an einem exzel­len­ten Abend, was will man mehr.

Patri­cia Dunck­er: “Der Kom­pon­ist und seine Rich­terin”

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