Lesetage, Tag 6: “Ich schwitze wie ein Braten”

Ist das jet­zt die Restau­ra­tion? Will Deutsch­land die Monar­chie? Wankt die Repub­lik?

Wenn ein ganz­er Saal (der Spiegel­saal des Muse­ums für Kun­st und Gewerbe) wie geban­nt an den Lip­pen von Autoren hängt, die Biogra­phien über Luise von Meck­len­burg-Stre­litz, auch bekan­nt als Köni­gin Luise von Preussen, geschrieben haben, dann läßt sich so etwas schon befürcht­en. Zur Beruhi­gung: Die monar­chis­tis­che Rev­o­lu­tion ist nicht aus­ge­brochen, die Luise-Fans haben sich nach der Ver­anstal­tung demokratisch geord­net an die Bücher­tis­che begeben und Chris­tine Gräfin von Brühl, Bet­ti­na Hen­nig und Daniel Schönpflug ihre jew­eili­gen Werke unterze­ich­nen lassen.

Die Runde der drei König­in­nen-Erzäh­ler par­lierte den Abend über aufgeräumt über den Super­star der ver­gan­genen preussis­chen Monar­chie, angeleit­et vom glänzend disponierten Mod­er­a­tor Kai Schächtele, der sein monar­chis­chen Erfahrun­gen schon als Textchef der Soci­ety-Pos­tille “Van­i­ty Fair” sam­meln durfte. Inter­es­sant an der Zusam­men­stel­lung der Autoren war vor allem deren unter­schiedlich­er Blick­winkel auf ihren Stoff. Han­delt es sich bei Daniel Schönpflug um einen “ser­iösen” His­torik­er, der schreiben kann (was im Wis­senschafts­be­trieb keine Selb­stver­ständlichkeit ist), Chris­tine Gräfin Brühl gut schreiben, gut sprechen kann und famil­iäre Bande hat, gibt Bet­ti­na Hen­nig die Zeitzeu­g­in, schließlich hat sie einen Roman über das Leben der Köni­gin geschrieben.

Das paßt erstaunlich gut zusam­men, man ergänzt sich, der his­torische Blick erweit­ert sich durch die Fik­tion und greift die Dynamik des Mythos Luise auf. Erfreulich an der ganzen Sache ist dazu die gän­zlich fehlende Konkur­renz zwis­chen den Gen­res, man respek­tiert sich. Und so gelingt es, all den Mären und Geschicht­en ein wenig auf die Spur zu kom­men, die sich um die Köni­gin ranken, ohne in tumbe Heldin­nen­verehrung zu ver­fall­en. Auch über das schö­nen Märchen der Begeg­nung zwis­chen Napoleon und Luise wird Tacheles gere­det, Brief­stellen der ungestü­men jun­gen Frau Luise brin­gen muntere Ver­spieltheit an den Tag, sprach­liche Akro­batik (“Ich bin ganz tull.”) und witzige Triv­i­al­iäten (“Ich schwitze wie ein Brat­en”).

Wie soll man so einen Abend nen­nen? Beza­ubernd? Beza­ubernd!

Bet­ti­na Hen­nig: Luise. Köni­gin aus Liebe

Chris­tine Gräfin von Brühl: Die preußis­che Madon­na. Auf Spuren der Köni­gin Luise (noch nicht erschienen)

Daniel Schönpflug: Luise von Preußen. Köni­gin der Herzen

Kai Schächtele: Mag­da. Das Mag­a­zin der Autoren

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