Atomic Lifestyle – Von guter und böser Literatur.

Vorbe­merkung: Die Gewin­nung von Strom aus Atom­reak­toren ist eine extrem frag­würdi­ge Art der Energiegewin­nung. Die Tech­nolo­gie ist schw­er zu kon­trol­lieren und verur­sacht nach dem derzeit­i­gen Stand der Tech­nik Rest­müll, der auf jahrhun­derte­lange Sicht nicht zu entsor­gen ist. Deswe­gen ist jede Ausstiegsüber­legung mit Sicher­heit gut und richtig. Punkt.

Der Deutsche hat per se viel Angst. Katas­tro­phen säu­men seinen Lebensweg. Schneekatas­tro­phen mit “von der Außen­welt abgeschnit­te­nen” Dör­fern, in denen sich die Fernse­hteams tum­meln (wie sind die da hingekom­men?), Schweinepest und Vogel­grippe, all das erfordert sofor­tige Maß­nah­men zur Absicherung der gefährde­ten Bevölkerung. Am besten von der Regierung und das schnell. Experten aller Art sind omnipräsent in allen berich­t­en­den Medi­en, es bilden sich schnelle Ein­greiftrup­pen gegen Schnee, Schweine und andere gefährliche Bedro­hun­gen. Die in neuen Tagen unbe­d­ingt erforder­lichen Face­book-Grup­pen und Weblogs gegen die Gefahr und für die Sol­i­darisierung mit den “Betrof­fe­nen” entste­hen im Minu­ten­takt. Ein Zus­tand, den man auch hys­ter­isch nen­nen kön­nte, Frank Schirrma­ch­er hat uns in sein­er FAZ jüngst erk­lärt, warum das so ist und warum das auch gut so ist.

Vor eini­gen Wochen ist in Japan ein furcht­bares Unglück passiert, eine Naturkatas­tro­phe beson­deren Aus­maßes mit beson­deren Fol­gen. In der Folge wurde ein “sicheres” Atom­kraftwerk zer­stört und ist seit­dem in einem größ­ten­teils unkon­trol­lier­baren Zus­tand. Das ist, beson­ders für Japan, schlimm, sehr schlimm sog­ar, denn es ist nicht auszuschließen, dass große Teile der dicht besiedel­ten Region langfristig unbe­wohn­bar sein wer­den und viele Men­schen unter den Fol­gen von Fall­out und Strahlung zu lei­den haben wer­den oder gar ster­ben müssen.

Vor 6 Jahren haben die Deutschen sich eine Kan­z­lerin gewählt, die den von der Vorgänger­regierung ini­ti­ierten Ausstieg aus der Risikotech­nolo­gie wieder rück­gängig gemacht hat. Sie erhofften sich von ein­er kon­ser­v­a­tiv­en Wende wohl auch mehr Sicher­heit in wirtschaftlich schwieri­gen Zeichen, da war der Atom­ausstieg auch nur ein Kol­lat­er­alschaden. Uner­müdlich blieben die stand­haften Cas­tor-Geg­n­er im Wend­land, anson­sten war es still, anderes war wichtiger. Als nun die Welle über das weit ent­fer­nte Land rollte und dabei auch den Gedanken an die Sicher­heit der Anla­gen wegspülte, da war sie wieder da, die deutsche Angst. In der Tat kauften die Men­schen in diesem Land Geigerzäh­ler und Jod­tablet­ten um sich vor etwas zu schützen, was etwa 9.000 km weit­er in west­lich­er Rich­tung passiert war. Und es geschah all das, was zu erwarten war und man auch von den vie­len anderen deutschen Katas­tro­phen kan­nte. Unzäh­lige Face­book-Nutzer schmück­ten ihre Avatare mit den schon in Vergessen­heit ger­ate­nen Antiatomkraft-But­ton, den man einst vor Brokdorf und in Wack­ers­dorf am Par­ka trug, Grup­pen wur­den gegrün­det und die Weblogs á la “ausstieg-jetzt.de” sprossen aus den Weit­en des deutschen Inter­net­zes. Prompt ver­lor die CDU in ihrem Stamm­land Baden-Würt­tem­berg die Wahl und dort zog ein grün­er Regierungschef in den Land­tag ein. Die Kan­z­lerin set­zte die Laufzeit der Altreak­toren in Deutsch­land aus.

Aber wir wären nicht in Deutsch­land, wenn das alles nicht beson­ders gründlich gemacht würde. Auf den schick­en Alfas in Win­ter­hude pappte plöt­zlich der Aufk­le­ber mit der lusti­gen Sonne, und der Satz, man sei ja “schon immer” dage­gen gewe­sen, war plöt­zlich auch im begüterten Eppen­dorf zu hören. “Bio” kauft man ja sowieso. Es ist schön, dass die Energiede­bat­te somit auch die Teile der Gesellschaft erre­icht, die bis­lang mit ihren sprit­saufend­en SUVs zum Ise­markt gefahren sind. Sie tun es im Übri­gen auch weit­er­hin.

Seine poli­tis­che Mei­n­ung kundzu­tun und gegen Ungerechtigkeit­en zu kämpfen, ist ein schön­er Bestandteil der demokratis­chen Kul­tur der Bun­desre­pub­lik, viele gesellschaftliche Verän­derun­gen in diesem Staat haben auf der Straße begonnen. Für die Kul­tur zu stre­it­en ist eben­so notwendig und kann etwas bewirken, die jüng­sten Proteste gegen die Etatkürzun­gen am Ham­burg­er Schaus­piel­haus und die darauf fol­gende ver­lorene Wahl für die Verur­sach­er der Mis­ere zeigen das deut­lich. Ham­burg hat die Kul­tur nötig, vor allem eine Kul­tur, die sich nicht am Glam­our­fak­tor ori­en­tiert, son­dern die sich im öffentlichen Raum präsen­tiert und an die Bürg­er her­antritt. Vor 13 Jahren wurde ein inter­na­tionales Lit­er­atur­fes­ti­val unter dem etwas heimeli­gen Namen “Ham­burg­er Lese­tage” begrün­det, seit fast 10 Jahren spielt dieses Fes­ti­val unter den großen Lit­er­aturver­anstal­tun­gen in der Repub­lik mit, das Pro­gramm ist groß und vielfältig, mit Kinder- und Erwach­se­nen­pro­gramm, und es find­et in allen Stadt­teilen statt, auch in den Rand­bezirken und in soge­nan­nten Prob­lemvierteln. Der Begrün­der und Ver­anstal­ter dieses Fes­ti­vals war und ist der Haupten­ergiev­er­sorg­er der Stadt, die Ham­bur­gis­chen Elec­tric­itäts-Werke AG, HEW. Der Sen­at, ein rot-grün­er übri­gens, verkaufte die HEW im Jahr 2002 an Vat­ten­fall, einen schwedis­chen Konz­ern. Und da wird es offen­bar schwierig für den nun­mehr wachgeküssten Teil der Atom­kraft­geg­n­er. Demon­stri­erte man in den 70er und 80er Jahren noch gegen die Kraftwerke in der Hand der lokalen Energiev­er­sorg­er und somit gegen den Staat, richtet sich der dif­fuse Zorn nun­mehr gegen das – für die Protestler offen­bar eben­so dif­fuse –  Gebilde eines inter­na­tion­al operieren­den Großkonz­erns. Das ist für viele sicher­lich noch mehr beängsti­gend. Der die deutsche Angst ist über­all, auch hier.

Aber eben da fängt die Malaise an, jeden­falls für die Lese­tage. Im 13. Jahr sein­er Exis­tenz ist das Fes­ti­val näm­lich eine “Green­wash­ing-Kam­pagne” dieses “bösen” Energie­mul­tis und alle Teil­nehmer sind plöt­zlich Lob­by­is­ten eines “Dreck­skonz­erns” – so zumin­d­est Mei­n­ung der Geg­n­er.
Das ist sicher­lich eine wenig dif­feren­zierte Mei­n­ungsäußerung – aber man kann sie als solche akzep­tieren. Man kann auch akzep­tieren, dass ein kleines Off-Fes­ti­val gegrün­det wird, das sich “Lese­tage sel­ber machen” nen­nt und sich als Alter­na­tive zu den Lese­ta­gen gener­iert. Das ist eine Bere­icherung des Ange­bots, man bietet hier auch Autoren, die auf dem großen Fes­ti­val bis­lang noch nicht aufge­treten sind, die Möglichkeit sich zu präsen­tieren, das Ganze allerd­ings ohne Hon­o­rar. Auch das ist keine schlechte Sache.

Was aber nicht akzept­abel ist und damit lei­der das ganze Anliegen kom­plett diskred­i­tiert, ist die Überzeu­gung der Fes­ti­val-Geg­n­er, sie seien auf der moralisch richti­gen Seite und die daraus resul­tierende Art und Weise der Angriffe auf jene, die sie zu überzeu­gen glauben müssen. Lei­der kann man das nicht anders als hanebüchen beze­ich­nen. Wenn Autoren öffentlich an den Pranger gestellt wer­den, weil sie an den Lese­ta­gen teil­nehmen, per­sön­lich angeschrieben und übel beschimpft wer­den, dass sie nicht bei “den Guten” sind; sie aufge­fordert wer­den, ihre Verträge nicht zu erfüllen, son­dern hon­o­rar­frei bei der Off-Alter­na­tive aufzutreten, dann ist das nicht nur ein Anschlag auf die Autorität von renom­mierten Denkern und Schreibern, die mit Sicher­heit nicht der “Aufk­lärung” bedür­fen, ob sie moralisch richtig han­deln. Son­dern es han­delt sich um einen Ein­griff in die Frei­heit der Kun­st mit Meth­o­d­en aus längst ver­gan­gen erhofften Zeit­en.

Welche Mei­n­ung haben diese Ini­tia­toren denn eigentlich von Autoren, dass sie Ihnen nicht ein­mal zutrauen, ihre Mei­n­ungs­bil­dung selb­st vorzunehmen? Und wenn dann auch einem öffentlich-rechtlichen Sender, der über die Ver­anstal­tun­gen berichtet und frei­williger Medi­en­part­ner ist, in einem offe­nen Brief an die Inten­danz unter­stellt wird, es seien obskure Verträge geschlossen wor­den, wom­öglich noch unter dem Fluss von Geld­mit­teln und im gle­ichen Schreiben dazu aufge­fordert wird, die Berichter­stat­tung zu unter­lassen, dann kann man da nur noch mit den neulich so tre­f­fend­en Worten von Judith Holofernes kom­men­tieren: “Ich glaube, es hackt!” Solche Meth­o­d­en erin­nern lei­der nicht nur von Ferne an die Medi­en­bee­in­flus­sung in total­itären Sys­te­men. Eigentlich kön­nte sich die Partei “Die Linke”, die auf der Welle mitschwimmt, auf Flug­blät­tern zu Störun­gen der Lesun­gen aufruft, noch erin­nern, wie das damals war.

Hat sich da jemand dieser Stör­willi­gen auch nur ein­mal Gedanken gemacht über die Sit­u­a­tion der Lit­er­atur in der Gesellschaft? Der Lit­er­aturbe­trieb ist ein sich selb­st befruch­t­en­des Sys­tem, die Autoren, obgle­ich Pro­duzen­ten, sind deren schwäch­stes Glied. Viele von Ihnen kön­nen vom Verkauf ihrer Büch­er nicht leben, nicht ein­mal soge­nan­nte renom­mierte Autoren. Sie leben von Preisen, von Stipen­di­en und von den Hon­o­raren bei ihren Lesun­gen. Fes­ti­vals wie die Lese­tage und die lit.Cologne sind wichtige Bestandteile der sozialen Struk­tur des Lit­er­aturbe­triebes, und eine wichtige Bere­icherung in der Kul­tur­land­schaft der Städte. Eine Lesereise ist keine Show­tournee, und die gezahlten Hon­o­rare, seien sie von Buch­hand­lun­gen oder auch anderen Ver­anstal­tern gezahlt, gehören zum müh­samen Broter­werb der Kün­stler. Zer­stört man die Fes­ti­vals, und daran wird ja hier anscheinend mas­siv gear­beit­et, ver­schwinden diese Auftrittsmöglichkeit­en und kön­nen auch nicht durch ein wie auch immer geart­etes Off-Pro­gramm aus­geglichen wer­den. Und damit ist immer noch kein Reak­tor abgeschal­tet. Aber ein Fes­ti­val.

Und es stellt sich die Frage nach der Wer­tigkeit von Kul­tur­spon­sor­ing über­haupt. Müssen wir uns darauf gefasst machen, dass durch eine, wie auch immer geart­ete poli­tis­che Stel­lung­nahme alle Ver­anstal­tun­gen, die nicht, getreu der 70er Jahre-Parole “umson­st und draußen” sind, eingestellt wer­den sollen? Müssen wir in Zukun­ft auf die lit.Cologne verzicht­en, weil deren Haupt­spon­sor RheinEn­ergie ist, die erstens Ölkraftwerke (CO2!) und zweit­ens zu 20% dem Atom­kraftwerke­be­treiber RWE gehört? Gehört das Schleswig Hol­stein-Musik-Fes­ti­val abgeschafft, weil es einen großen Teil sein­er Spon­soren­gelder on eon bekommt, die ja auch zur “bösen” Atom­lob­by gehören? Die öffentliche Hand wird diese Aus­fälle bei weit­er­hin sink­enden Kul­ture­tats nicht leis­ten kön­nen, und damit ist es dann vor­bei mit solchen Ver­anstal­tun­gen. Und man möge sich fra­gen, ob man Bot­ti­cel­li-Gemälde in Zukun­ft in die Mag­a­zine ver­ban­nen sollte, schließlich stand der Kün­stler unter Ver­trag ein­er äußerst zweifel­haften Dynas­tie, der Medici, Macht­poli­tik­ern erster Güte mit dur­chaus unfeinen Meth­o­d­en. Kun­st kommt ohne Mäzena­ten­tum nicht aus, damals nicht, und heute noch weniger. Ein bekan­nter Ham­burg­er Autor hat das auf dem The­ater schön in Worte gefasst: “… die Kun­st geht nach Brot.” Das war vor über 200 Jahren, der Autor hieß Got­thold Ephraim Less­ing.

So ein­fach ist das eben alles nicht. Und deswe­gen wird das HAMBURGER FEUILLETON von den Vat­ten­fall Lese­ta­gen weit­er bericht­en. Wenn die Sache nicht so abgeglit­ten wäre, hät­ten wir uns die andere Seite auch gerne angeschaut. So aber nicht.

(Den Bericht vom gestri­gen Lese­tage-Salon mit den Autoren Moritz Rinke, Matthias Göritz und der Lese­tage-Pro­gramm­lei­t­erin Bar­bara Heine reichen wir dem­nächst nach.)

Brokdorf '81. Es war sehr nass.  (Bild: HHF)

4 Kommentare

  1. Hmhmhm. Stimmt ja alles. Nur, dass der Medi­en­part­ner NDR, soweit ich das sehe, auss­chließlich über die Vat­ten­fall-Lese­tage berichtet, die “Berei­che­rung des Ange­bots” Lese­tage sel­ber machen aber nicht ein­mal erwäh­nt, das ist zwar das gute Recht eines Medi­ums, hat aber den­noch ein … “G’schmäckle” würde man dort sagen, wo ich herkomme. Anson­sten: sehr guter Kom­men­tar.

  2. “Wenn Autoren öffentlich an den Pranger gestellt wer­den, weil sie an den Lese­ta­gen teil­nehmen, per­sön­lich angeschrieben und übel beschimpft wer­den, dass sie nicht bei »den Guten« sind; sie auf gefordert wer­den, ihre Verträge nicht zu erfüllen, son­dern hon­o­rar­frei bei der Off-Alter­na­tive aufzu­treten..”
    Ich bin sel­ber auf eine sehr fre­undliche Art von “Lese­tage sel­ber machen” ein­ge­laden wor­den. Hon­o­rar sind die Ein­tritts­gelder. Es würde mich schon inter­essieren, wer tat­säch­lich von den Autoren beschimpft, an den Pranger gestellt etc. wor­den ist. Mir ist davon nichts bekan­nt, ich kann es eigentlich kaum glauben und würde es gerne mit den Ver­anstal­tern besprechen, wenn dem so ist.
    Was die “Vat­ten­fall-Lese­tage” ange­ht, selb­st die beteiligten Autoren reden lieber von “nur” “Lese­ta­gen”, weil sie das ankotzt, dieses Wort, diese Aus­sagen, “Bere­icherung der Stadt Ham­burg”, das hängt eben doch zusam­men, das ist eine Riesen­macht, so ein Konz­ern, die stellen sich da sehr vorne an und sagen auf pen­e­trante Art: ‘Wir sind das, die euch das ermöglichen, wir von Vat­ten­fall geben das hier aus.’ Das sieht bei Lit.Cologne anders aus. Da war ich dieses Jahr auch ein­ge­laden, da wusste ich bis heute nicht, wer der Spon­sor ist.
    Diese ganze Diskus­sion ist lei­der teil­weise sehr humor­frei und unsexy, sowohl auf der Seite der Vat­ten­fall-Geg­n­er, als auch auf der Seite zum Beispiel diesen Kom­men­tars. Wir wis­sen doch, wie Leute in ihrem Kampf manch­mal über das Ziel hin­auss­chießen. Aber immer­hin kämpfen sie und set­zen sich ein und haben ein echt­es Anliegen, wo die ganz viel (unbezahlte) Arbeit rein­steck­en. Das ist dann nicht immer pro­fes­sionell und so schick geglät­tet, wie es angenehm wäre. Den­noch sollte man immer wis­sen, auf welch­er Seite man ste­ht. Mit einem nach­sichti­gen Lächeln.

    • Uns liegen hier die Mail- und Briefwech­sel vor, in denen Autoren zum Teil mit Parolen wie “jedem das seine” ange­gan­gen wer­den. Wir wer­den diese Auszüge hier – entsprechende Freiga­ben der Autoren voraus­ge­set­zt – gerne unter Angabe der Namen der Ver­fass­er veröf­fentlichen. Einst­weilen kann aber auch auf den offe­nen Brief an Har­ald Marten­stein ver­weisen, der aus der Gegenini­tia­tive her­vorge­gan­gen ist und der lei­der auch diesen Geist atmet. Es geht auch nicht gegen die Ini­ti­ti­ave und deren Inhalt, son­dern gegen die Art und Weise, wie agi­tiert wird. Und Jour­nal­is­ten des NDR Bestech­lichkeit zu unter­stellen und sie aufzu­fordern, nicht zu bericht­en, ist ein ekla­tan­ter Ein­griff in die Presse­frei­heit und geht weit über “im Kampf über das Ziel hin­auss­chiessen” hin­aus. Auch da existiert ein­er der z. Z. ange­sagten offe­nen Brife. Wie gesagt: Freie Mei­n­ung, freie Berichter­stat­tung, freie Wahl des Auftrittes, aber nicht mit solchen Meth­o­d­en. Auch die Autoren, die bei den Lese­ta­gen auftreten, und das waren ja in den ver­gan­genen Jahren nicht wenige, haben das Recht ihre Ver­anstal­ter zu wählen und nicht für ihre Entschei­dung unter Druck geset­zt zu wer­den. Und das ist im Falle der Lese­tage eben Vat­ten­fall – noch ein­mal bemerkt, nicht der Spon­sor, son­dern der Ver­anstal­ter. Und das der Ver­anstal­ter sein Logo auf die Bühne hängt, ist ja im Prinzip nicht ver­w­er­flich, oder?. Sicher­lich ist die Bena­mung und die Ein­beziehung ins Unternehmens-Cor­po­rate sehr unglück­lich, aber das hat ja mit dem Inhalt eines seit 13 Jahren exis­ten­ten Fes­ti­vals, das ja aus der “Vormulti”-Zeit stammt, nichts zu tun.

  3. Auch Fron­tenbil­dung kann helfen, Umstände schär­fer abzu­bilden – allerd­ings gerät die Abbil­dung dann meist zum Schwarzweiß­bild.

    Ich per­sön­lich bin froh, wenn aus geäußerten Mei­n­un­gen und ver­fol­gten Absicht­en möglichst klare Ein­sicht­en oder gar selb­stver­ständliche Überzeu­gun­gen wach­sen kön­nen, die möglichst vie­len hil­fre­ich sind.
    Aber wenn die Umstände plöt­zlich schwieriger wer­den, als sie sich zunächst darstell­ten, möchte ich mich vor allem mehr über unbe­queme Fra­gen als über Antworten freuen dür­fen, die ver­meintlich schnell zur Hand sind.
    Ver­hält­nisse und Gegeben­heit­en zu hin­ter­fra­gen ist sich­er müh­sam und unbe­quem – vor allem, wenn sie mir selb­st zunächst ein­mal nützten –, aber eben auch ein ganz wesentlich­er Bestandteil von lebendi­ger Kul­tur.
    Mit ein­er beque­men Hal­tung kom­men wir wed­er in der Kul­tur noch in der gesellschaftlich rel­e­van­ten Frage weit­er, wie freie Kul­turschaf­fende von ein­er möglichst bre­it­en Gesellschaftss­chicht getra­gen, sprich in Anspruch genom­men, aber auch finanziert wer­den kön­nen.

    Und vielle­icht ist eine lebendi­ge Kul­tur ja umso leb­hafter, je weniger sie in Abhängigkeit zu Spon­soren gerät? Man muss sich­er nicht auf gegen­teilige Beispiele ver­weisen, wo Abhängigkeit­en geschaf­fen wur­den, die aus hochbe­gabten Kün­stlern Sys­tem-Mar­i­onet­ten macht­en – die Frei­heit, daran zu erin­nern, mag ich mir hier den­noch nehmen.

    Ich möchte mich auch in Zukun­ft fra­gen: Wem nützt meine Arbeit? Wem stelle ich sie zur Ver­fü­gung? Und was stellt der, dem ich etwas verkaufen darf, damit an? Und wozu will der denn über­haupt das, was ich anbi­ete, haben und nutzen. Oder warum kann etwas mir Willkommenes mich dur­chaus auch so bee­in­flussen, dass es mich in meinen per­sön­lichen Frei­heit­en behin­dert? Unter Umstän­den sog­ar soweit, dass ich irgend­wann erpress­bar bin?

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