Schlossfräulein ohne Fahrrad

Die Hamburger Sängerin Anna Depenbusch – ein Gespräch über Fahrräder, eine neu erfundene Platte und das Musikmachen

Lieder für alle also. Anna für alle, wie ist das denn so? Da kommt diese zier­liche Depen­busch auf die Bühne, die leer ist bis auf ein Elek­troklavier. Wir sind bei der Lausch Lounge, die nord­deutsche Kün­stler zu Gehör bringt; ein Ort, an dem sich großar­tige deutschsprachige Sänger ent­deck­en lassen. Es ist Juli, wir sind auf der Lan­des­garten­schau in Norder­st­edt, und es reg­net Bind­fä­den. Das Pub­likum ist dick eingepackt. Anna kommt im Etuik­leid. Sie set­zt sich, rückt den Stuhl zurecht. Es gibt sie, diese Men­schen, die eine Bühne füllen, egal wie groß sie ist. Anna ist so eine. Wenn sie singt, ist Stille. Auf die Frage, ob sie sich wün­scht, dass ihr Pub­likum sitzt oder ste­ht auf den Konz­erten, kommt es wie aus der Pis­tole geschossen: “Sitzen! Auf jeden Fall sitzen. Ich selb­st mag es, im The­ater im Dunkeln zu sitzen und meine eige­nen Gedanken, meine eigene Fan­tasie zu haben.” Bei den Beleuch­tung­sproben achtet sie darauf, dass das Pub­likum seinen Raum im Dunkeln hat, konzen­tri­ert sein kann auf die Bilder, sich abholen lassen kann von der Musik. Wenn Anna Lieder für alle macht, haben eben auch alle was davon.

Aber wo bleibt Anna selb­st? Sie singt viel von Matrosen und vom Meer. Ist sie auf der Suche nach einem Hafen? Wohl eher nicht. Anna mag Verän­derung. Auf ihren Alben pro­biert sie die unter­schiedlich­sten Stil­vari­anten an wie Klei­der. Als sie früher Kas­set­ten aufgenom­men hat, immer mit dem Fin­ger am Auf­nah­me­knopf der Stereoan­lage, hat der Zufall ihr die Stile zuge­spielt. Heute noch hat sie eine große Kiste mit Kas­set­ten, die sie aufgenom­men und geschenkt bekom­men hat. Natür­lich haben die keine Ord­nung. Man wühlt sich hin­durch und ent­deckt die Dinge. Wie im Leben eben.
“Ich glaube, das passt zu mir. Dass sich die Dinge verän­dern und nicht immer gle­ich sind.”
Und so singt Anna eben mehr vom Meer als vom Hafen. “Ich liebe das Meer, aber ich habe Respekt davor, weil ich keine gute Schwim­merin bin.”

Mit Edith Piaf würde sie gerne mal einen Raum teilen, sehen, wie der sich verän­dert, wenn sie drin ist. “Eine so kleine zer­brech­liche Frau mit so ein­er Kraft und so ein­er Tragödie in sich. Ich glaube, das wäre eine span­nende Begeg­nung.” Zum Glück gibt es bei Anna ger­ade keine große Tragödie. Auf die let­zte Frage, was ihr zum Glück denn fehlt, muss sie ein biss­chen nach­denken. Und sagt dann ganz ein­fach: “Ein schönes Fahrrad.” Das wün­schen wir ihr. Viele, viele Ideen für weit­ere wun­der­bare Lieder — und ein schönes Fahrrad.

 

Ohne Schloß und ohne Fahrrad: Anna Depenbusch

1 Kommentar

  1. Der Artikel ist wirk­lich ein­ma­lig.… Und als Wun­sch ein Fahrrad zu haben, ist dur­chaus real­is­tisch:)

    Ich drücke eben­falss die Dauemn udn Wei­h­nacht­en ste­ht ja fast vor der Tür (laut dem Süßl´kram in den Super­märk­ten);)

    Liebe Grüße,
    Anna

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