Finish mit Fisch

Frankfurter Buchmesse 2014 (#fbm14): 3. und letzter Tag

It's only Rock'n Roll (Bild: hhf)

Am drit­ten und let­zten Tag: Während sich Nino Haratis­chwili bemühmt, zu erk­lären wie man Stal­in in einen Roman unter­brin­gen kann, was ihr auch überzeu­gend gelingt, gellt ein Schrei durch die Halle.

Ein paar Gänge weit­er ballt sich eine Traube von Messebe­such­ern um den sehr, sehr kleinen Stand des eben­so kleinen Berlin­er Avant-Ver­lages, ein mask­iert­er Mann in einem halb zer­fet­zten Ringer-Ein­teil­er turnt in dem kleinen Abteil herum, schlägt heftig auf eine Gitarre ein, gibt röhrende Blues­verse von sich, wirft sich auf den Boden.

Der bizarr anmu­tende Auftritt scheint gar nicht mehr aufhören zu wollen. Der Mann mit der Maske ist der finnis­che Graph­ic-Nov­el Autor Pet­teri Tikkan­nen, der hier auf der Messe sein neues Buch “Blitzkrieg der Liebe” vorstellt. Mess­eschw­er­punkt Finn­land – wer erin­nert sich noch an “Lor­di”? Eben.

Ein paar Stun­den später gibt es in der­sel­ben Halle auch eine Per­for­mance junger finnis­ch­er Autorin­nen. Maria Mat­in­mikko rez­i­tiert und führt anschliessend eine Art Aus­druck­stanz vor. Sie kul­tivieren das Wun­der­liche recht gut hier, die Finnen. Und ziem­lich sym­pa­thisch.

Indessen kann man mit Andreas Alt­mann (“Ver­dammtes Land”) erleben, wie anstren­gend eine Lesung für den Autor sein kann, so sehr umk­lam­mert er sein Buch. Messe-Liebling Thomas Piket­ty (“Das Kap­i­tal im 21. Jahrhun­dert”) erk­lärt in 10 Minuten die Finanzkrise, ist char­mant und ausser­dem Fran­zose. Jaron Lanier weiß irgend­wie was über Micro-Pay­ment als Lösung für das Inter­net und trägt stets eine Sitar in ein­er schwarzen Hülle mit sich, von der deutsche Messebe­sucherin­nen ver­muten, es könne sich beim Inhalt auch um ein Jagdg­wehr han­deln. Nun ja, jed­er hat so seine Äng­ste.

Dabei ist dieser Tag so schlecht nicht, Har­ald Marten­stein zele­bri­ert zu rel­a­tiv früher Stunde, um halb elf, zum wieder­holten Mal seine “Mor­gen­messe” mit bere­its bekan­nten, ele­gan­ten Tex­ten und zum Mit­tag gibt es Ren­tier­gu­lasch mit Kartof­fel­stampf, danach Blaubeerkuchen. Ein geze­ich­neter Fisch wird an eine Stange herumge­tra­gen, Kinder dahin­ter. Mess­eschw­er­punkt Finn­land.

Katja Kessler sig­niert und dort, wo einst die grossen Druck­maschi­nen­her­steller prächtige Stände hat­ten, tum­meln sich nun die iPad-Aussteller, die alle irgend­was mit “Dot” oder “Book” im Namen tra­gen. An einem Stand ste­ht “Dat­en sind Adren­a­lin für den Kopf” – da hat wohl jemand aus dem Mar­ket­ing das mit den Büch­ern nicht so richtig ver­standen. Was sagte noch gestern Ulrich Raulffs über die Wichtigkeit der “Träger” des Inhalts?

Inhalte gibt es auf dieser Messe, immer noch, und allem E‑Book-Geunke zum Trotz. Hein­rich August Win­kler stellt einen weit­eren Band der “Geschichte des West­ens” vor und zeigt, daß der sou­veräne deutsche Hochschul­pro­fes­sor zum Glück noch nicht aus­gestor­ben ist. Raja Alem aus Sau­di Ara­bi­en ist nicht ver­schleiert und straft Klis­chees mit Lügen, was in Zeit­en wie diesen nicht ohne Belang ist. Und ver­ste­ht sich gut mit ihrer Über­set­zerin Friederike Mast.

Am Ende bleiben wie gewohnt nur 5 Minuten. Heute auch mit jeman­dem, der zum Gelin­gen so ein­er Messe beiträgt. Auf­nah­meleit­er Patrick Lam­mer vom ZDF macht den Rhyth­mus am beliebten Blauen Sofa und hat ein “Ende”-Schild, damit Mod­er­a­toren nicht ständig auf die Uhr sehen müssen. Für uns hat er das Schild auch. #fmb14. Ende.

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